Volksschule und Neue Mittelschule Bürgerspitalwiese, Wien, Österreich

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Funktionaler Raum zum Lernen und Erleben mit schlanken Verbundstützen

Im 11. Bezirk Wiens wurden viele neue Wohnungen geschaffen, dadurch war ein neues Schulgebäude nötig. Die VS+NMS Bürgerspitalwiese bietet für 825 Schüler:innen Raum zum Lernen.

In diesem „leichtfüßigen Gebäude“ treffen sich Architektur und Statik: Durch hochbelastbare, schlanke Verbundstützen konnte man den Anforderungen an das architektonische Design im Tragwerk gerecht werden.

 

Städtebau

Das Projekt ist ein Wettbewerbsgewinn von Architektin Patricia Zacek-Stadler aus 2017. Das Schulhaus ist bewusst an den Medwedweg konzentriert um möglichst viel Grünraum als Schulgarten zu belassen. Auch die Höhenentwicklung des Gebäudes – immerhin 5 Geschosse – ist dem Wunsch nach geringem Platzverbrauch am Grundstück geschuldet. Einschnitte, Transparenz, sowie die elegante Materialität der Fassade beleben die klare Vorderfront, die als Stadtkante verstanden wird.

Ganz anders die Gebäudeteile zum Garten. Dort wird der Baukörper mit Freiräumen und Grünzonen umrahmt, der Baukörper dehnt seine Bereiche in den Garten aus, indem direkt an den Klassen und Clustern großzügige Grünanlagen und Freiflächen angelagert sind. Das Ausbilden einer Schichtung und diese Freiraumqualität in allen Geschossen wird für das ganze Gebäude zum bestimmenden Element.

 

Architektur

Der Baukörper besteht aus zwei Clusterbauteilen. Vorne ein verbindender Straßentrakt und an der Gartenseite eine Terrassenlandschaft mit Höfen, Atrien und Freibereichen. Die Aula ist vom Vorplatz bis zur Gartenseite durchgesteckt. Ein Lichttrichter und Lichtkegel holen Tageslicht herein. An der Gartenseite wird der überdeckte Vorbereich durch Lichtbrunnen, bereichert. Schräge, schlanke Verbundstützen stehen wie Mikado-Stäbe im Raum. Ein Thema, das sich spielerisch sowohl im Inneren bis ins Obergeschoss als auch außen zu den Freitreppen und Brücken im Garten weiterzieht. Sie sind elegant und reichen zumeist über mehrere Geschosse.

Über dem Foyer liegt im ersten Obergeschoss eine große Spielterrasse. Ein interner Schulhof inmitten der beiden Cluster-Bauwerke. Der Hof ist vom Haupttreppenhaus, von den Brücken und Treppen der Freianlagen und von allen Geschossen im Freien gut erreichbar.

Das Einzigartige in dieser Schule sind die glasüberdeckten Atrien, durchgesteckt bis ins Dachgeschoss. Sie bereichern die Multifunktions-Zonen, die zwischen jeweils 4 Bildungsräumen liegen. Damit sind diese Lerninseln hell und gut belichtet und über die Geschosse miteinander verbunden. Jeweils ein Baum vervollständigt diesen inneren Freiraum, und bietet auch Veränderung und Wachstum.

Die Freiklassen sind der jeweiligen zentralen Multifunktions-Zone direkt vorgelagert. Von den Freiklassen aus, gelangt man direkt zu den umlaufenden Freiterrassen und Stegen.

So sind die wichtigen Themen der Schule bereitet. Einerseits ihre Verknüpfung mit dem Garten und andererseits die beiden großen Atrien. Es spannt sich ein Bewegungsraum im Freien auf, der zur räumlichen Eroberung des Hauses einlädt. Andererseits die räumliche Verbindung, über die beiden großen Atrien.

Gläserne Brüstungen, sowie möglichst viel Glas vom Gang zu den Klassen und damit Durchblicke und Ausblicke prägen die Schule. Akustikpaneele an den Wänden, eigens entworfene Garderobe- Möbel und Regale in den Gemeinschaftsbereichen zeichnen eine durchgehende Handschrift. Die Farben sind warmes Grau, Petrol und ein gedämpftes Rosé, sowie leuchtendes Gelbgrün die Böden in den Klassen. Dem stehen geschliffener Estrich der Gänge und Sichtbeton in den Treppenhäusern gegenüber. Die versetzten Fenster der Treppenhäuser geben besonderen Lichteinfall und immer wieder Nischen frei, die auch die Treppenhäuser zu Verweilorten machen.

Im Untergeschoss befinden sich 2 große Turnsäle und unter der Aula noch ein Gymnastiksaal. Die Turnsäle sind sehr hell gestaltet, drei farbige Wände, sonst weiß. Der Gymnastiksaal ist mit sandfarbenem MDF und mit orangem Boden ausgekleidet. Runde Bullaugen geben Ein- und Ausblick. Sitzstufen im Raum und auch an den Zugängen sind funktional gut nutzbar.

Tragwerk: Schlanke Mikado-Stützen schaffen spielerisch Raum

Die Tragstruktur ist Stahlbeton mit Decken und Stützen. Die ausfachenden Wandelemente sind, im Gedanken an Nachhaltigkeit, in Holzriegelbauweise gebaut. Die Fassade ist mit Eternitplatten verkleidet, in der Farbwahl harmonisch abgestimmt. Die Eternitflächen ziehen sich im Erdgeschoss bis ins Haus hinein und sind in der Aula bestimmende Textur der Wände. Die Verbundstützen sind zumeist schräg und spielerisch in den Raum gesetzt und entwickeln damit auch ein Eigenleben.

Damit die Stützen in den zentral angeordneten Verkehrsflächen kein Hindernis darstellen, galt es, in der Tragwerksplanung einen möglichst schlanken Stützenquerschnitt zu erreichen. Daher wurden keine Stahlbetonstützen eingesetzt, sondern ATLANT® Strong Verbundstützen. Mit diesen Verbundstützen konnte auch die Anforderung R90 an den Feuerwiderstand realisiert werden.

Aufgrund der Schlankheit der Stützen mussten die Anschlüsse und die Stabilisierung der Verbundstützen bei der Durchdringung der Decken mit besonderer Aufmerksamkeit bemessen werden. Die Anschlusspunkte und Lastdurchleitung durch die Decken wurden von Peikko mit maßgefertigten Stahleinbauteilen hergestellt. Teils wurden diese Verbindungselemente als Bestandteil der mehrgeschossigen Verbundstützen angeformt, teils wurden sie auf der Baustelle mit ihnen verbunden. Das MODIX® Schraubmuffensystem diente dazu, die Einbauteile mit der Bewehrung in den Anschlusspunkten im Fundament und in den Decken zu verankern.

 

Freiraum

Ein großzügiger Vorplatz bietet eine lebendige Anknüpfung an das Stadtquartier. Kommunikation vor dem Unterricht und nach der Schule. Auch von der Umgebung jederzeit nutzbar. Ebenso auch die Sportplätze zum Park hin, dürfen außerschulisch genutzt werden.

Die grüne Garten-Landschaft wird in Wildnis und großflächige Wiesenbereiche eingeteilt. Ein umlaufender Weg, der den Freiraum in einer Schleife umrunden lässt, durchmisst das Gelände. Spiel- und Klettergeräte sowie Sitzbereiche wurden gestaltet.

Die Erlebbarkeit der Gartenfassade als Garten in mehreren Ebenen ist wesentlich. Die umlaufenden Wege zu den einzelnen Freiterrassen in den Geschossen stellen nicht nur einen schönen Bewegungsraum dar, sondern bieten auch Elemente zur Bepflanzung, Beschattung und zur gärtnerischen Ausgestaltung durch die Kinder und Klassen.

Kern des Gebäudeentwurfs sind die Bedürfnisse der Menschen, die das Schulgebäude nutzen und darin leben. Diese Anforderungen wurden konsequent in die architektonische Gestaltung und statische Planung des Gebäudes übertragen – und das Potenzial der Umgebung in den Entwurf integriert. So ist ein Schulgebäude entstanden, das fördert und Raum für Lern-Erlebnisse bietet.

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Projektdaten

Nutzfläche:
14 500 m2
Geschosse:
5
Projektentwickler:
Stadt Wien
Bauunternehmen:
Granit
Tragwerksplanung:
Werkraum ZT
Architektur:
Patricia Zacek-Stadler Architektin ZTGmbH
Lieferzeitraum:
2020
Fertigstellung:
2021

Kontakt

Wolfgang Riederer

Wolfgang Riederer

Geschäftsleitung

Mob. +43 664 886 76 583
[email protected]